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Ausbildung im Fokus: Psychisch gesund durch die Ausbildung – Resilienz, Stresskompetenz & Co.

Ausbildung im Fokus: Psychisch gesund durch die Ausbildung – Resilienz, Stresskompetenz & Co.

Noch vor zehn Jahren spielte das Thema psychische Gesundheit in Unternehmen kaum eine Rolle. Heute sind psychische Erkrankungen mit knapp 57 % bereits die dritthäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehlzeiten. Besonders Auszubildende stehen unter hohem Druck – sie kämpfen mit Leistungsängsten, Überforderung und oft fehlt ihnen das nötige Handwerkszeug, um mit Stress wirksam umzugehen.

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Ausbildung im Fokus“ haben wir uns daher dem Thema „Psychisch gesund durch die Ausbildung – Resilienz, Stresskompetenz & Co.“ gewidmet.

Junge Erwachsene stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Der Übergang von Schule in Ausbildung oder Studium bringt neue Lebenswelten mit sich. Hinzu kommen Fragen der Selbstfindung, Zukunftsplanung und nicht zuletzt die „biologische Realität“, wie es Anke Sokolowski – betriebliche Sozialberaterin, Business Coach und MHFA-Instruktorin – beschreibt:
„Die Entwicklung des Gehirns ist noch nicht abgeschlossen; Entscheidungs- und Emotionsprozesse reifen noch. Auch gesellschaftliche Einflüsse wie der Druck durch Social Media, hohe Erwartungen und Zukunftsängste wirken stark auf junge Menschen ein.“

Psychisch gesund zu sein bedeutet dabei nicht, dauerhaft glücklich zu sein, sondern die Fähigkeit zu besitzen, mit Belastungen und Krisen umgehen zu können. Gerade Ausbildende sind gefragt, genau hinzusehen: Handelt es sich um ein „normales Tief“, das bald vorübergeht, oder sind längerfristige Veränderungen im Verhalten zu beobachten?

Der Appell von Anke Sokolowski lautet:
„Zeigen Sie, dass Sie sich sorgen – machen Sie keine Vorwürfe. Beobachten – Fragen – Zuhören – Helfen.“
Und weiter: „Stärken Sie die Selbstwirksamkeit Ihrer Azubis, schaffen Sie soziale Verbindungen und entwickeln Sie gemeinsam Problemlösungskompetenzen.“

Ein konkreter Ansatzpunkt in Unternehmen ist die Ausbildung von MHFA-Ersthelfer:innen für psychische Gesundheit. Diesen Weg geht beispielsweise das Unternehmen Sartorius: Ausbildungsabteilung und Betriebsrat arbeiten Hand in Hand, um wirksame Hilfsangebote im Unternehmen zu etablieren.

Martina Pinno, Ausbildungsverantwortliche bei Sartorius und selbst MHFA-Ersthelferin, berichtet von den ersten Umsetzungen:
„Jeder neue Azubi bekommt bei uns einen Azubi-Paten sowie einen Mitarbeitenden aus dem Unternehmen als ‚Buddy‘ zur Seite gestellt. Dieses vertrauensvolle Netzwerk senkt die Hemmschwelle, bei Problemen Hilfe zu suchen.“ 

Darüber hinaus gibt es eine Anlaufstelle für Betroffene von Mobbing, Diskriminierung und sexueller Belästigung. Auch der Betriebsrat und die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bieten unterstützende Gesprächsangebote an.

Sartorius hat erkannt, dass die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden nicht am Werkstor endet und maßgeblich ihre Arbeitsleistung beeinflusst.

Frank Fuhrmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, ergänzt:
„Wir bleiben gemeinsam dran: Die ersten MHFA-Ersthelfer:innen sind ausgebildet; Gefährdungsanzeigen wurden etabliert. Geplant ist unter anderem die Einführung einer Vertrauensperson bei der JAV, speziell für das Thema psychische Gesundheit. Zudem wird ein Themenblock 'Psychische Gesundheit' fester Bestandteil der Orientierungswoche für unsere Auszubildenden.“

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