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PISA im Fokus - Wie gelingt die Trendwende in der Bildungspolitik?

Braunschweig. Das schwache Abschneiden niedersächsischer Schülerinnen und Schüler in der aktuellen PISA-Studie, die unterdurchschnittliche Unterrichtsversorgung an Schulen, Lehrkräftemangel und die dramatisch abnehmenden Grundkenntnisse in Mathematik bei Auszubildenden – die Mängelliste ist lang und der Handlungsdruck hoch. Aus Sicht der unternehmensnahen Stiftung NiedersachsenMetall ist in der jüngsten PISA-Studie der Beweis für den katastrophalen Zustand des deutschen Bildungssystems. Seit der ersten Internationalen Schulleistungsstudie der OECD im Jahr 2000 haben die deutschen Schülerinnen und Schüler vor allem in Mathematik und den Naturwissenschaften noch nie so schlecht abgeschnitten wie in der jüngsten Untersuchung. In Mathematik ist es jede/jeder dritte Jugendliche, die/der nicht über das erforderliche Basiswissen verfügt.

„Für eine Nation, die auf den ‚Rohstoff in den Köpfen‘ angewiesen ist, um ihren Wohlstand zu sichern, sind die Ergebnisse ein Armutszeugnis“, sagt Olaf Brandes, Geschäftsführer der Stiftung NiedersachsenMetall. „Die PISA-Ergebnisse haben gezeigt, dass Deutschland bereits den Anschluss an vergleichbare Industrieländer verloren hat. Wir brauchen dringend eine massive Bildungsoffensive, wenn Deutschland seinen Status als eine der führenden Industrienationen der Welt weiterhin behaupten will.“

Die Folgen der Schulschließungen während der Corona-Pandemie haben die bestehenden Lernrückstände verstärkt. Vor allem Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Milieus sind davon betroffen. Die sinkenden Kenntnisse im MINT-Bereich wirken sich negativ auf den sich ohnehin zuspitzenden Fachkräftemangel aus. Die problematische Lage in der Unterrichtsversorgung wird durch den bestehenden Lehrkräftemangel noch verstärkt.

Die von Kultusministerin Julia Willie Hamburg geplante Erhöhung der Stundenzahl in der ersten Klasse um eine zusätzliche Stunde und in der zweiten Klasse um eine weitere, ist ein richtiger Ansatz, um die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler künftig zu verbessern. Der Erlass soll bereits ab dem kommenden Schuljahr 2024/2025 in Kraft treten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie diese zusätzlichen Unterrichtsstunden beim aktuell bestehenden Lehrkräftemangel und einer anhaltend unzureichenden Unterrichtsversorgung überhaupt erteilt werden sollen.

Wie aber gelingt die Trendwende in der Bildungspolitik? Diese Frage wurde am 14. März in Braunschweig bei „PISA im Fokus“ erörtert. Zum Einstieg ordnete Dr. Christina Anger vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie, die im Dezember 2023 veröffentlicht worden ist, ein. In der anschließenden Talkrunde diskutierten Prof. Dr. Katja Koch (Institut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik), Torsten Glaser (Behördenleiter, Regionales Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig), Melanie Schröter (Schulleiterin der Grundschule Gliesmarode) und Dr. Christina Anger mögliche Lösungen aus der Praxis. Daran knüpfte auch Hendrik Nolting an, Personalreferent bei der Perschmann Gruppe Braunschweig. Er stellte das unternehmenseigene Engagement zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung der Azubis vor. Der Braunschweiger Moderator Feridun Öztoprak führte durch den Bildungstalk.

Für die Zukunft entwarf die Bildungsforscherin des IW eine eher düstere Prognose:
„Die abnehmenden Kompetenzen der deutschen Schülerinnen und Schüler stellen gegenwärtig eine große Herausforderung dar. Schon jetzt bestehen in vielen Bereichen Fachkräfteengpässe, die sich durch den demographischen Wandel noch verstärken können. Weiter zunehmen wird unter anderem der Bedarf an MINT-Qualifikationen, um die Herausforderungen von Digitalisierung und Klimaschutz zu meistern. Dies erfordert schon in der Schule eine gute Förderung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen, damit genügend junge Menschen eine entsprechende Ausbildung ergreifen. Schon aktuell sinken die Anfängerzahlen in technischen Studiengängen“, erklärt Dr. Christina Anger.

„Die gemeinsame Veranstaltung von der Stiftung NiedersachsenMetall und dem Arbeitgeberverband Region Braunschweig hat gezeigt, dass wir eine frühe Vernetzung zwischen Ausbildungsunternehmen und Schülerinnen und Schülern brauchen“, erklärte Lars Alt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes in der Region Braunschweig e.V. (AGV) nach der gelungenen Veranstaltung. Außerdem stellt Alt ein neues Angebot des AGV vor: „Gemeinsam mit dem Anbieter berry2b ermöglichen wir unseren Mitgliedsunternehmen über eine App einen unmittelbaren Zugang zu potenziellen neuen Auszubildenden. Die App nutzt dabei eine Schnittstelle zu IServ und dient dem Azubi-Recruiting im Laufe eines Schul- und Geschäftsjahres und kann auch dazu genutzt werden, um Auszubildendenstellen zu Beginn eines Ausbildungsjahres nachzubesetzen. Für uns war der PISA-Talk ein Anfang. In den kommenden Wochen werden wir ferner konkrete Angebote für ein Auszubildendenrecruiting im Ausland machen, um die Region Braunschweig zum Talentpool Norddeutschlands werden zu lassen.“

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