Faszination Technik praxisnah und vor Ort
Insgesamt acht Schulklassen von drei Schulen aus Soltau und Munster erhielten im M+E-InfoTruck an vier Einsatztagen einen praxisnahen Live-Einblick in die Arbeitswelt technischer Berufe. Sie lernten an M+E-typischen Arbeitsplätzen technische Zusammenhänge kennen. So konnten sie unter Anleitung eine CNC-Fräse programmieren und ein Werkstück selbst fertigen. Als Vertreter der modernen Arbeitswelt wartete ein Cobot, ein kollaborativ arbeitender Roboter, auf sein menschliches Gegenüber, um gemeinsam ein Zahnradgetriebe zusammenzubauen. Begleitet wurden die Schülrinnen und Schüler von einem Berufsberaterteam, das fachliche Fragen beantwortete und Einblicke in Ausbildung und Ausbildungsberufe der Branche geben konnte.
Der Fachkräftemangel, insbesondere in sogenannten MINT-Berufen, bleibt auch 2024 eines der größten Wachstumshemmnisse der deutschen Wirtschaft – auch in der Metall- und Elektro-Industrie. Die Stiftung NiedersachsenMetall fordert daher eine Verstärkung und Qualitätsverbesserung der Berufsorientierung an Schulen. Außerdem möchte die Stiftung mit dem M+E-InfoTruck Schülerinnen und Schüler für technische Berufe begeistern.
„Der Fachkräftemangel in MINT-Berufen ist eine der größten Herausforderungen unserer Wirtschaft. Er bedroht die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland“, sagt Andreas Röders, Geschäftsführer von G.A. Röders, beim Besuch des M+E-InfoTrucks auf dem Soltauer Schützenplatz. „Mit gezielter Berufsorientierung wie bei unserer heutigen Veranstaltung können wir junge Menschen frühzeitig für zukunftsträchtige Berufe begeistern und damit langfristig die Fachkräftelücke verringern.“
„Mit diesem Angebot Format wollen wir Jugendlichen einen möglichst realitätsnahen Einblick in die berufliche Praxis ermöglichen, bei dem sie gleichzeitig ihre Kompetenzen besser kennenlernen können“, sagt Olaf Brandes, Geschäftsführer der Stiftung. So wichtig derartige Praxisveranstaltungen seien – sie könnten eine nachhaltige Berufsorientierung an Schulen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Eine fundierte Kompetenzfeststellung an Schulen bleibe zentraler Bestandteil der Berufsorientierung und bilde die Grundlage für die Entwicklung individueller Berufswege.
Dasselbe gelte für die gezielte Vorbereitung auf Praktika, erklärt Brandes: „Dafür brauchen die Lehrkräfte ausreichend Zeit, die sie oftmals nicht haben. Es ist geradezu fatal, dass die Anrechnungsstunden für Lehrkräfte in der Berufsorientierung im vergangenen Jahr durch das Kultusministerium nicht mehr zur Verfügung gestellt werden – eine Entscheidung, die dringend rückgängig gemacht werden muss.“
Besonders ausbaufähig sei die Berufsorientierung an Gymnasien. „Die Berufsorientierung zielt hier in der Regel auf ein Studium. Jugendliche können aber auch mit einer Ausbildung durchstarten – dafür sollte stärker sensibilisiert werden“, fordert Brandes. Kritik äußerte der Geschäftsführer auch an den zunehmenden bürokratischen Aufgaben und Dokumentationspflichten der Lehrkräfte. „Bürokratie nimmt inzwischen einen viel zu großen Raum an unseren Schulen ein. Der Unterricht muss doch im Mittelpunkt stehen, nicht die Dokumentationspflicht.“ Mit Blick auf den anhaltenden Überarbeitungsprozess des Erlasses für Berufsorientierung im Kultusministerium setzt die Stiftung darauf, dass ihre Anregungen zum Berufsorientierungserlass Gehör finden und zu einer Verbesserung der Berufsorientierung an Schulen führen.