Mit Leidenschaft ausbilden – seit 1925
Als 1925 bei der Firma Büssing die erste Lehrwerkstatt in der Region Braunschweig eingerichtet wurde, ahnte noch niemand, welcher Grundstein damit gelegt worden war. 40 bis 50 Lehrlinge erhielten dort in der Produktion eine Ausbildung zum Schlosser oder Dreher. Sie unterstanden einem Meister, der nur nebenamtlich die Funktion des Ausbilders innehatte. Sie waren die ersten einer bis heute über 18.000 Menschen umfassenden Reihe, die in Braunschweig und später in Salzgitter ihre berufliche Laufbahn zunächst bei der Firma Büssing und ab 1972 bei MAN begannen.
Von Büssing zu MAN – Die DNA bleibt
„Die Büssing-Zeit ist bis heute unsere DNA“, sagt Hans-Werner Ruhkopf, der heutige Ausbildungsleiter bei MAN in Salzgitter. Und er muss es wissen: 1979 begann er selbst als Auszubildender im Unternehmen – heute folgt er einer Ausbildungsphilosophie, die sich seit jeher durch Qualität, Menschlichkeit und Zukunftsorientierung auszeichnet.
MAN in Salzgitter bildet heute in vier Berufen aus: Mechatroniker, Fachkraft für Lagerlogistik, Fertigungsmechaniker:in sowie Elektroniker:in für Automatisierungstechnik. 2026 kommen noch Zerspanungsmechaniker dazu. Doch wichtiger als die Vielfalt der Berufe ist Ruhkopf eines: das Miteinander. „Kein Beruf kann heute irgendetwas alleine machen“, betont er. „Unseren Kunden – egal wo auf der Welt – versprechen wir, dass sie ein Ersatzteil binnen 24 Stunden geliefert bekommen. Und das funktioniert nur, wenn alle zusammenarbeiten.“ Das nennt man auf Managementebene „crossfunctional“ – bei MAN in Salzgitter ist es gelebte Realität.
Diversity ist bei MAN in Salzgitter kein Schlagwort, sondern gelebter Alltag.
Bereits zu Beginn ihrer Ausbildung setzen sich die neuen Auszubildenden intensiv mit dem Thema diversity auseinander: Wie wollen wir miteinander umgehen? Wie sprechen wir miteinander – und wie nicht?
In Workshops erarbeiten die jungen Menschen gemeinsam Regeln und Haltungen für ein respektvolles Miteinander. Eine klare Botschaft steht dabei im Mittelpunkt: Das persönliche Gespräch zählt – nicht die schnell verschickte Nachricht über das Handy. Kommunikation auf Augenhöhe beginnt mit Zuhören, Respekt und ehrlicher Begegnung.
Diese Haltung ist nicht nur Theorie, sondern sichtbar im Alltag: Großformatige, selbst gestaltete Plakate mit Botschaften wie „Gegen das Schubladendenken“ und „Wir sind bunt“ schmücken die Wände des Pausenraums – und hängen sogar im Büro des Ausbildungsleiters Hans-Werner Ruhkopf.
Für Ruhkopf ist das Teil auch Teil seiner Ausbildungsphilosophie: „Wir bilden nicht nur Fachkräfte aus – wir legen Wert auf einen guten Umgang untereinander. Und unsere Auszubildenden lernen, dass Vielfalt unsere größte Stärke ist.“
Kommunikation, Empathie, Leidenschaft
Was die Ausbildung bei MAN besonders macht? Ruhkopf bringt es auf den Punkt: „Gute Kommunikation, Empathie und Menschlichkeit im Umgang miteinander.“ Seine Ausbilderinnen und Ausbilder? „Alle sind mit Leidenschaft dabei.“ Das merkt man sofort, wenn man durch die aufgeräumte und modern ausgestattete Lehrwerkstatt geht. Ob beim Feilen, beim Programmieren von Robotern oder dem Umgang mit CNC-Fräsen: Die Auszubildenden wissen, was sie tun – und sie tun es gern.
Besonders stolz ist Ruhkopf auf neue Ausbildungswege. So war MAN im Jahr 2024 der erste Industriebetrieb in der Region, der „Ausbildung in Teilzeit“ angeboten hat. Heute – am Ende des ersten Lehrjahres – absolviert eine junge Frau in diesem Modell die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Eine weitere – junge Mutter von drei kleinen Söhnen – hat gerade ihre Ausbildung in Teilzeit zur Fertigungsmechanikerin begonnen.
Ohnehin ist der Frauenanteil unter den Logistik-Auszubildenden mit 35 Prozent beachtlich hoch. „Ja, die Eltern sind nach wie vor wichtig bei der Entscheidung für einen Beruf. Aber auch Jugendliche unter sich beeinflussen sich sehr“, erklärt Ruhkopf. „Wenn Mädchen untereinander über ihre Berufswünsche sprechen, dann wirkt das.“
Und so ist es für ihn selbstverständlich, dass alle Auszubildenden – unabhängig vom Beruf – auch einmal am Schraubstock stehen. Denn: „Nur so werden wir als Firma erfolgreich.“
Ein Ausbildungsjahrgang mit Perspektive
Zum Ausbildungsjahr 2025 starten 34 Auszubildende und sechs dual Studierende bei MAN in Salzgitter. Nachwuchssorgen? Fehlanzeige. „Wir haben keine Nachwuchssorgen“, freut sich Ruhkopf. Lokale und regionale Berufsmessen sind nicht immer der geeignete Ort, um junge Menschen für eine Berufsentscheidung zu gewinnen. Berufliche Orientierung fängt für ihn anders an. Die IdeenExpo in Hannover bietet die beste Bühne für Kontakte beispielsweise mit Industrieberufen. Für ihn ist die IdeenExpo keine klassische Rekrutierungsmesse. „MAN steht dort nicht, um Bewerberinnen und Bewerber zu generieren, sondern um für Berufe zu begeistern.“
Dass Begeisterung mehr zählt als Schulnoten, ist für ihn klar: „Ein Abschlusszeugnis sagt nicht alles über einen jungen Menschen. Wichtig ist, dass der junge Mensch will – dann bringen wir ihm alles bei.“
100 Jahre – 18.317 Ausbildungen – eine starke Botschaft
Die Zahl spricht für sich: 18.317 Ausbildungen in einem Jahrhundert. Dahinter stehen Menschen, Chancen, Lebenswege. Hinter dieser Zahl steht aber auch ein Mann wie Hans-Werner Ruhkopf – der sich nicht nur als Ausbilder, sondern als Bindeglied zwischen Industrie, Bildungsträgern, Arbeitgebern und Berufsschulen versteht. Er engagiert sich im Berufsbildungsausschuss und kämpft dafür, „dass der gesellschaftliche Stellenwert, den Ausbildung schon einmal hatte, wieder größer wird.“
Fazit: Die Zukunft bleibt handfest
Ein Jahrhundert Ausbildung bei MAN in Salzgitter bedeutet nicht Stillstand, sondern stetige Erneuerung. Die Lehrwerkstatt ist ein Ort, an dem modern gedacht, digital gearbeitet und menschlich begleitet wird. Hier werden junge Menschen gefördert – und gefordert. Hier wird aus Technik eine Haltung gemacht: Zusammenarbeit, Verantwortung und Stolz auf das, was man kann.